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IOTA soll die Währung für das Internet der Dinge und für Roboter sein. Bild von Duncan Hill via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die IOTA-Foundation kündigt an, den Coo zu dezentralisieren – und massiv neue Token zu schöpfen, die vor allem in die eigene Tasche fließen. Die meisten Investoren sind entsetzt. Aber immerhin sind damit alle Zweifel, was IOTA ist, vom Tisch.

Bekanntlich spricht es sich am besten und ehrlichsten über Probleme, wenn man eine Lösung anzubieten hat. Die Kryptowährung IOTA bildet dabei keine Ausnahme.

Nachdem es relativ lange ruhig um die „Kryptowährung für das Internet der Dinge“ war, trat die Berliner IOTA-Foundation in der letzten Woche mit zwei Nachrichten an die Öffentlichkeit.

Die erste Nachricht ist einigermaßen angenehm. Die zweite dagegen ist kontrovers, ein Skandal, in manchen Augen ein Betrug.

Der Coo wird dezentralisiert

Bei der ersten Nachricht geht es um eine „Besonderheit“ von IOTA. Um das Problem, über das sich am freiesten reden lässt, wenn man eine Lösung vorweist: den Coo.

Der von der Foundation betriebene Coo ist die zentrale Schwachstelle von IOTA. Weil die dezentrale Architektur von IOTA, der Tangle, nicht vollständig funktioniert, muss ein zentraler Server „Milestones“ herausgeben, die Transaktionen verifizieren. Das erlaubt ihm, gibt die Foundation freimütig zu, Transaktionen zu blockieren und IOTA praktisch herunterzufahren.

Eigentlich sollte der Coo seit sechs Jahren „bald“ abgeschaltet werden. Nun kündigt die Foundation immerhin an, ihn zu dezentralisieren, indem sie ihn durch ein „Komitee“ ersetzt. 10 von der Foundation ausgewählte Akteure, verbunden durch einen „Byzantine Fault Tolerant“ (BFT) Konsens-Mechanismus – ein Wahlmechanismus, ähnlich wie bei Ripple – werden sich über die Milestones einigen.

Das Komitee wurde bereits in privaten und öffentlichen Testnets eingeführt und geprüft und soll in Zukunft auch auf dem Mainnet ausgerollt werden. Einen konkreten Zeitpunkt nennt die Foundation aber nicht.

Mit dieser Nachricht dürften weite Teile der Community zufrieden sein. Der Coo wird zwar nicht, wie versprochen, entfernt. Doch mit der Einführung des Komitees könnte IOTA tatsächlich beginnen, dezentraler zu werden.

Weniger Freude hat die Community aber an einer anderen Neuigkeit der IOTA-Foundation. Dies sorgt selbst bei loyalen Anhängern für Entsetzen und Ärger.

IOTA-Foundation erhöht Token-Supply

Mit dem „Stardust“-Upgreade kündigt die Foundation IOTA 2.0 an. Stardust soll den Coo vollständig unnötig machen, den Konsens allein durch die Tangle-Technologie schaffen und Smart Contracts einführen. Ein konkretes Datum, wann IOTA so funktioniert wie am Anfang versprochen, gibt es nicht.

Dafür kündigt die Foundation im selben Zug zwei kontroverse Neuigkeiten an. Erstens soll mit Stardust das Shimmer-Netzwerk deaktiviert werden. Dieses war als Staking-Netzwerk ein Teil des gegenwärtigen oder künftigen Konsens. Die Shimmer-Token, die die Staker verdient haben, werden wertlos und über einen Aidrop durch IOTA-Token ersetzt.

Mit Stardust soll nämlich zweitens die Token-Ökonomie von IOTA geändert werden – und zwar in ziemlich weitem Umfang. Die Foundation nennt das stark euphemistisch die “Evolution der IOTA-Tokenomics”.

Bisher gibt es 2,78 Milliarden IOTA-Token. Diese wurden am Anfang geschaffen und an die Community verkauft, um die Entwicklung von IOTA zu finanzieren. Mit der Evolution durch Stardust wird sich die Anzahl beinah verdoppeln, auf 4,6 Milliarden.

Die Shimmer-Staker werden jedoch nur einen kleinen Bruchteil der neu geschaffenen Token erhalten – 190 Millionen – während der absolute Großteil an den „IOTA Ökosystem-Fonds“ hin evolutioniert, nämlich 1,82 Milliarden IOTA, was beim ktuellen Marktwert von etwa 15 Cent je IOTA immerhin gut 270 Millionen Dollar. Dieser Ökosystem-Fonds wird auf verschiedene juristische Entitäten aufgeteilt, die in Zug und Abu Dhabi registriert sind, letzten Endes aber der Foundation unterliegt. Diese wird zudem direkt knapp 325,5 Millionen Token erhalten.

Im Grunde ist es eine kaum zu leugnende Enteignung. Die IOTA, die User halten, werden weniger knapp – und damit voraussichtlich weniger wert – während die Foundation sich selbst direkt oder indirekt Token im Wert einiger hundert Millionen Dollar zuschreibt. Aus einem Ökosystem, in dem der absolute Großteil der Token in den Händen von Holdern war, wird eines, in dem fast 40 Prozent in den Wallets einer zentralen Entität liegen.

Man ist vom Krypto-Space allerhand gewohnt. Es kommt immer wieder vor, dass Entwickler ihre Herrschaft über den Code missbrauchen, um sich Coins zuzuschreiben, etwa bei Zcash oder Bitcoin ABC. Aber eine Dreistigkeit wie bei IOTA ist selten.

Was gut für die Foundation ist, ist gut für die Holder, selbst wenn sie verlieren

Natürlich hatte in der IOTA-Foundation niemand erwartet, dass die Änderung auf Beifall stoßen würde. Daher bemühen sich Hans Moog und Dominik Schiener, die Motivation zu erklären.

Die Gründe, die sie nennen, sind interessant, zumindest psychologisch betrachtet. Vereinfacht gesagt laufen sie auf eine trotzige Anspruchshaltung hinaus, auch dann Geld zu verdienen, wenn das Projekt floppt, und zur Not, indem man es von den Usern nimmt, was ok ist, weil die Interessen der User und der Foundation so identisch sind wie der französische Staat mit Ludwig XIV: “L’état, c’est moi”.

Hans Moog räumt ein, dass er die Neuschöpfung der Token zunächst eine so fürchterliche Idee fand, dass er darüber nachdachte, das Projekt zu verlassen. Doch dann wurde ihm klar, dass sie das in seinen Augen größte Problem von IOTA löst – die „beschränkte finanzielle Situation“. Diese hemme den Fortschritt von IOTA mehr als alles andere.

Ähnlich äußert sich auch Dominik Schiener. Er habe in den letzten acht Jahren sein ganzes Geld, seine ganze Zeit und so viel Mühe in IOTA investiert. Mit dem Fonds werde IOTA eine Chance haben, sich am Markt durchzusetzen. Daher sei dies „das Richtige für IOTA ist und für die Investition“ der Holder.

Kurzum: Was gut für die IOTA-Foundation ist, ist gut für die Holder, selbst dann, wenn die Holder verlieren. Eine Abstimmung war daher nicht notwendig. Die Foundation schöpft für sich selbst Geld, weil sie es kann, was im Grunde alles über IOTA aussagt, was man wissen muss.

“Ich hoffe, es folgen Klagen!”

IOTA-Investoren sind für ihre Leidensfähigkeit und Loyalität bekannt. Nur wenige Projekte können bei einer so weitgehenden Erfolgslosigkeit so treue Anhänger halten. Doch die spontane Erhöhung der Token-Menge geht vielen zu weit.

„Über 1,5 Jahre ASMB staking für NICHTS!,“ klagt etwa IotaBullrun auf Twitter. „Ich hoffe es folgen Klagen! Zudem soll der aktuell MIOTA Bestand VERDOPPELT werden! Man geht also quasi leer aus & hat seine $IOTA über 1,5 Jahre für NICHTS gelockt!“

Ein anderer User, Shahin_Iota, wirft der Foundation vor, „ihr habt mehrfach versprochen, dass der Supply fix bleibt. Das war der Grund, warum wir IOTA gekauft haben. Das ist 100% Diebstahl unseres Geldes.“

Und Laurin Kraemer bringt die Dreistigkeit auf den Punkt: „Die Foundation kann als Token auf den Markt werden, um die Operation zu finanzieren, die in sechs Jahren nichts geliefert hat.“

Vielleicht schafft die Foundation es mit diesem Zug, noch einige Jahre länger zu operieren. Für IOTA als Währung oder Investment war es aber der Todesstoß.




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